Die neue europäische Männlichkeit

 

Also wonach sieht er jetzt aus? Der europäische Mann. Mann heute. In den Jahren, in denen der endlich wieder mit dem zu kämpfen hat, für das er konzipiert wurde, nämlich mit der Unmittelbarkeit der Natur. Was das unmittelbare daran sein soll? Wo ihr doch so unzählige Mittel zur Verfügung stehen. Vielleicht weil sie so direkt an uns gerichtet sind, dass sie wir erst recht nicht verstehen können. Sie macht das mit Absicht.

Aber nun zurück zum Mann. Ist er sensibel? Ja. Es macht ihn unsagbar kraftvoll, diese Sensibilität, denn verleiht sie seiner zuvor nur oberflächlichen Stärke eine Basis, die ihre Kraft aus der Konfrontation mit Wirklichkeit zieht. Und so ist er heutzutage vielmehr im Stande dieses Ausstellen seiner Unmittelbarkeit (also unmittelbar) durch ein klares Sich-Selbst-Bewusstsein wirkungsvoller zu dosieren. Wirkungsvoll im Sinne von Effizienz in der Suche nach der Partnerin oder auch Partner. Und so ist es heut nicht mehr mit dieser Eindeutigkeit die Frau, die durch Sich-Selbst-Reduktion, Erhabenheit vermittelt. Sich-Selbst-Reduktion im Sinne von Wissen um die Fähigkeiten eines selbst, womit eine Prahlerei sofort als Ablenkung von einem Defizit als diese entlarvt wird. Sondern auch der Mann begann zu erkennen, dass ein gewisses Maß an Verschlossenheit ein Durchsetzungsvermögen ins unermessliche steigern kann. Durchsetzungsvermögen im Sinne von Konsequenz bei der Wahl der Partnerin oder des Partners. Somit er nicht mehr sich selbst als gezwungen betrachtet, sich mit weniger als von ihm angestrebt zu begnügen, auch nicht wenn bloß zum Vergnügen. Was längerfristig gesehen auch, dem heute ja stark vermindert auftretenden, Haarausfall vorbeugt, der ihn ja in seiner neu erworbenen Empfindlichkeit doch erheblich zurückwerfen würde. Auch lehnt er das Aufsuchen von Freibädern nicht mehr strikt ab, sondern weiß um diese, vormals als unproduktive Verschwendung von Zeit betrachtet, Bildung-Seiner-Selbst. Bildung-Seiner-Selbst im Sinne von Konfrontation mit seinen innersten Gefühlen & ein Einklang mit tief Verborgenem. Das Auftreten in diesen Etablissements kann sich aber doch verschiedenst abzeichnen. Auftreten hier als Wort klar gewählt, um auch die Theatralität noch banaler hervorzuheben. Also erstmal das Sich-Herzeigen im Rudel. Sich-Herzeigen im Sinne von Auf-Sich-Aufmerksam-Machen, was dadurch vehement verstärkt wird, dass ein Abspalten von dieser Abhängigkeit stattgefunden hat, dieser Abhängigkeit, dass das Herzeigen eine Reaktion bedingungslos eine Reaktion darauf hervorrufen muss. So fühlt sich der europäische Mann nicht unmittelbar gekränkt im Kontakt mit Ignoranz und dem Ignorieren seiner Besonderheit. Dieses Aufkommen mit mehreren, ist nicht mehr unweigerlich verbunden mit gegenseitiger brachialer Aufwertung durch umherschupsen und Grölerei. Nein, man ist sich im Klaren um seine Ausstrahlung und verweilt daher in genussvollem Schweigen oder in der Fruchtbarkeit eines Gesprächs, obschon auf geistreiches Geschwafel verzichtet wird, da dieses dem Körper die nötige Energie entzieht, die gebraucht wird, um ein völliges Mit-Sich-Selbst-Verbunde-Sein zu gewährleisten. Was nicht heißt, dass auf geistige Herausforderung verzichtet wird, aber dass durch das Wissen um das eigene Wissen, eine Onanie mit Hilfe diesem nicht vonnöten ist. So untermauert der europäische Mann die eigene Entwicklung und die gegenseitige Zustimmung, vor allem zum gleichen Geschlecht, durch eine Huldigung der Fähigkeit im Umgang mit der Stille und der inneren Ruhe und den Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben.

Tritt der europäische Mann nun allein auf, wirkt sich dies nicht mehr sofort (also unmittelbar eigentlich) auf seinen Gesamtzustand aus, der ohne weiters als Kunstwerk bezeichnet werden darf, sondern das gestärkte Individuum besitzt durchaus eine umfassende Gelassenheit, die seinen Wert nicht mindern lässt, es nämlich gar nicht erst zulässt. Doch bedeutet diese stärkere Ich-Bezogenheit. Ich-Bezogenheit im Sinne von Unmittelbarkeit im Erkennen des Zusammenhangs zwischen Bewusstsein eines selbst & (eben diese Auswirkung darauf) Erscheinung eines selbst. Was soviel heißt wie, dass die Angst nicht überspielt wird, sondern Angst durch ihr Hervorholen schon beim ersten Versuch verloren ging. Weiters gibt es auch keine unbedingte Notwendigkeit mehr, seine Wichtigkeit durch das Verlieren, also den Verlust, in Bücher oder Notebooks zu demonstrieren, es reicht vollkommen aus, sollte die Konzentration Gefahr laufen verloren zu gehen, sich auf den eigenen schönen Bauch  oder die wenigen Brusthaare, sollten diese nicht abrasiert worden sein, was natürlich nicht verpönt wird, einzufühlen. Sehr enorm ist natürlich die Bedeutung der Wahl der richtigen Badehose, da dieser neuerdings keine enorme Bedeutung mehr zukommt. Denn kann sie ohne Weiteres kurz & geschlechtbetonend eingesetzt werden oder Weite & Freiheit verdeutlichen. Wobei eine Parallele fast immer auftritt, nämlich die, dass der Bund doch mit einer gewissen Lässigkeit in der Höhe seines Einsatzes hinunter verlagert wird, was wiederum eine Neugierde erweckt, wo ein jeder noch tiefer zu blicken wünscht. Abgeschaut wurde dieses Verfahren natürlich von den Techniken eines Mini-Rocks.

Es definiert sich nun die europäische Mann vielmehr in den Widersprüchen & Zerstreutheit, in dem Aufrechterhalten dieser, was erst in der Erkenntnis entstehen konnte, dass das Ganze keinen direkten (also unmittelbaren eigentlich) Zusammenhang verlangt. Was somit in der Beziehung zu einer Frau neue Türe öffnet, was nicht bedeutet, dass man unweigerlich die am meisten begehren muss, die am wenigsten von einem hält, aber es würde helfen. Der europäische Mann hat sogar etwas Neues sich angeeignet, denn verzaubert sein von sich selbst ohne auf die Umgebung zu vergessen, konnte zuvor noch niemand. Diesen Fehler begehen zum Beispiel Frauen des Öfteren, wenn sie so sehr auf etwas fixiert sind, dass sie dabei auf das Wichtigste vergessen,:  auf mich.

 

 

louise, 07.07.